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Abnehmen? Gesund ernähren? Nichts leichter als das! Oder doch nicht?

Viele, die in meine Trainingseinheiten kommen, tun das nicht zuletzt deswegen, weil sie ihre Figur optimieren möchten. Wir alle – mich nicht ausgenommen – wissen doch, dass hier und da noch Verbesserungen an unserem Körper möglich sind. Sport ist hier auf alle Fälle ein wichtiger Schritt. Die gestärkte Muskulatur verbessert unsere Haltung, formt unseren Körper und verbraucht auch im Ruhezustand zwischen den Trainingseinheiten Energie, die Fettpolster schmelzen lässt.

Doch alle diese Vorteile können nicht optimal greifen, wenn sie nicht durch richtige Ernährung unterstützt werden.

 

Doch was ist die eben von mir so beiläufig erwähnte „richtige Ernährung“?

Wie lautet das Patentrezept, mit dem man überschüssige Kilos los wird? Wie muss ich essen, um auch im Bikini/der Badehose gute Figur zu machen?

Wir alle haben doch schon so viele Tipps gehört und gelesen:

Ist es besser, weniger Fett zu sich zu nehmen? Soll man Nudeln, Reis, Erdäpfel und Brot meiden, also Kohlenhydrate reduzieren? Welche Rolle spielt Süßes eigentlich in unserer Ernährung? Fragen über Fragen, bei denen sich auch die Wissenschaft nicht ganz einig ist.

Ich möchte versuchen, hier ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, um dir so zu helfen, die für dich optimale Ernährung zu finden.

Lange Zeit schien es sonnenklar, dass fettreiche Ernährung an vielen Zivilisationskrankheiten schuld sei:

Butter, Schweinefleisch, Eier, all jene cholesterinhaltigen Nahrungsmittel seien die Hauptverursacher koronarer Herzerkrankungen – nach wie vor die Nummer eins der vorzeitigen Todesursachen in den Industrienationen. Und nach wie vor hält sich diese Meinung hartnäckig, wie ich immer wieder in Gesprächen feststelle.

Doch wie steht es mit ihrem Wahrheitsgehalt?

Auslöser der weltweiten Cholesterinverteufelung war eine Studie des US-amerikanischen Physiologen Ancel Keys. Dieser veröffentlichte im Jahr 1958 seine so genannte Sieben-Länder-Studie, die vor allem den Genuss tierischer Fette zur gesundheitlichen Gefahr erklärte. Obwohl er Daten aus 22 Staaten gesammelt hatte, veröffentlichte er nur die, die seine Theorie vom Gesundheitsrisiko cholesterinhaltiger Nahrungsmittel stützten – eben die aus sieben Ländern. Trotz heftiger Zweifel aus Wissenschaftskreisen wurde seine Studie zum Bestseller, was zur Folge hatte, dass  die Margarineindustrie der USA plötzlich enorme Gewinne verzeichnen konnte.

Sicher nur ein Zufall.

Seit Jahren geistert auch die äußerst eindrucksvolle Grafik der „Ernährungspyramide“ durch die Medien. Sogar in Schulbücher hat sie es bereits geschafft.

Sie suggeriert, dass kohlenhydratreiche Nahrungsmittel die Basis unserer Ernährung bilden sollten. Ihre Erstversion erschien zu Beginn der 1990er Jahre in den USA.

Schnell eroberte die Ernährungspyramide durch ihre Anschaulichkeit die Herzen der Gesundheitsbewussten der westlichen Welt.

Der Ernährungsmediziner Dr. Maximilian Ledochowski aus Innsbruck fasst ihre Problematik allerdings in einem Interview so zusammen:

„Der Verbraucher wird in Bezug auf das, worauf er achten sollte, manchmal auch in die Irre geleitet. Ein Beispiel dafür sind die Ernährungspyramiden, die als Marketinginstrument einer Firma, die Cornflakes herstellt, ihren Anfang nahmen. Mit dem Aufdruck der Ernährungspyramide auf die Cornflakes-Packung war diese Firma so erfolgreich, dass die Idee von anderen Herstellern kopiert wurde. Mittlerweile gibt es über 250 Ernährungspyramiden, die in Bezug auf den prozentuellen Anteil der einzelnen Ernährungsbestandteile den Schwerpunkt jeweils auf die Kategorie des Produktes legen, auf dessen Packung sie aufgedruckt sind.“

Die Ernährungspyramide ist also ein beliebig anpassbarer Marketinggag der Nahrungsmittelindustrie, nicht mehr. Oder doch?

Auch staatliche Stellen machten und machen sich immerhin die Anschaulichkeit dieser Grafik zunutze. Die erste Behörde, die das tat, hatte allerdings nichts mit Gesundheit oder Wissenschaft zu tun. Es handelte sich um das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium - und so verwundert es natürlich auch nicht, dass die Nahrungspyramiden lange Zeit auf einem dicken Sockel aus Getreideprodukten standen.

Natürlich gab und gibt es auch gegenteilige Trends.

Schon zu Beginn der 1970er Jahre publizierte der US-amerikanische Mediziner Dr. Robert Atkins sein Buch „Diät-Revolution“, in welchem er einen völlig anderen Ansatz propagierte: Durch den Verzicht auf Kohlenhydrate würde man nicht nur Gewicht verlieren, sondern auch zahlreiche Krankheitsrisiken minimieren. Er hatte das Buch aufgrund eigener Abnehmerfahrungen verfasst, allerdings war das Werk kein großer Erfolg. Zu deutlich widersprach es den damals geltenden Vorstellungen einer gesunden Ernährung. Erst als 20 Jahre später „Die neue Atkins-Diät“ erschien, setzte sich die Idee einer eiweißreichen, kohlenhydratarmen Kost durch.

Wissenschaftlich fundiert ist dieser Ernährungsplan letzten Endes jedoch auch nicht.

Bis heute gibt es unter Ernährungswissenschaftlern keine Einigkeit, ob nun eine fett- oder kohlenhydratarme Kost mehr Abnehmerfolg und eine bessere Gesundheit bringt. Immer wieder erscheinen neue Studien zu diesem Thema - meist mit widersprüchlichen Ergebnissen.

Eine Untersuchung der Universität Stanford kam kürzlich zu dem Schluss, dass beide Strategien gleich wirksam sein dürften, was aber auch von genetischen Faktoren abhängig sein könnte. Man sieht: Den Ernährungswissenschaftlern wird (in diesem Bereich zumindest) noch lange nicht langweilig werden.

 

Einigkeit herrscht allerdings beim Thema Zucker. Dass in westlichen Industrienationen immer mehr Menschen übergewichtig sind, liegt unter anderem am ausgiebigen Konsum von Limonaden, die gerne mit Fruchtzucker, der so genannten Fructose, hergestellt werden.

Diese Zuckerart galt lange Zeit als gesündere Alternative zu herkömmlichem Haushaltszucker. Ein Trugschluss, den viele  Menschen mit einem erhöhten Körperfettanteil und anderen Gesundheitsproblemen bezahlen.

Und jetzt?

Außer der Gewissheit, dass Süßes schlecht für unsere Gesundheit ist, scheint nichts gesichert.

Nein, so schlimm ist es Gott sei Dank nicht. Einiges kann man schon mit Sicherheit sagen.

Wenn du deinen Körperfettanteil senken, wenn du körperlich wie geistig leistungsfähig bleiben und dich rundum wohlfühlen möchtest, sind ein paar Punkte wichtig, die du in deiner Ernährung unbedingt beachten solltest:

 

1) Trink ausreichend Wasser! Das ist natürlich vom Aktivitätslevel und der Temperatur abhängig. Unter eineinhalb Liter Flüssigkeit pro Tag solltest du dabei aber nicht kommen.

Dazu werde ich in der nächsten Zeit noch mehr schreiben – ein sehr interessantes Thema für uns Sportlerinnen und Sportler!

 

2) Iss möglichst naturbelassene Lebensmittel! Mageres Fleisch, Fisch, Salate, Gemüse, Obst, Nüsse, Beeren und Pilze sollten den Mittelpunkt deiner Ernährung bilden.

Merkst du es? All das sind Dinge, die unserem Körper bereits seit Jahrtausenden zur Verfügung stehen und für die er gebaut ist. Du füllst ja auch nicht Haarshampoo in deinen Autotank und erwartest dann eine tadellose Performance von deinem fahrenden Untersatz.

 

3) FDH! Für welchen uncharmanten Ausdruck diese Abkürzung steht, wissen die meisten ja. Dass wir oftmals einfach zu viel zu uns nehmen, auch.

 

4) Reduziere deinen Zuckerkonsum oder lass Süßes überhaupt weg! Süßigkeiten sind keine Lebens-, sondern reine Genussmittel (inklusive hoher Suchtgefahr). Doch keine Angst: Ein Stück Kuchen zum Sonntagskaffee bei der Oma bringt deine Ernährung nicht durcheinander – solange es nicht auch im Alltag üblich wird.

 

6) Iss nicht einfach zwischendurch oder nebenher! Nimm dir Zeit und begehe deine Mahlzeiten ganz bewusst.

 

Du siehst, so kompliziert ist es eigentlich gar nicht! Viel Freude an deinem neuen Lebensgefühl!